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Bericht einer ehemaligen Yogalehrerin

For all those who are still seeking,, like I was: for many many years...

John 14:6 - NIV: Jesus answered, "I am the way and the truth and the life."

 

2020:

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem großen Thema der Heilung. 2008 habe ich begonnen unzählige verschiedene Techniken zu unterrichten, die uns näher zu uns selbst führen sollen und uns dabei unterstützen, uns selbst und unserem Körper in Achtsamkeit und Hingabe zu begegnen.

Ich hatte das Glück, dass ich gleich zu Beginn meiner Ausbildung zur Trainerin wieder in Kontakt mit der Lehre der Energie und Energiearbeit gekommen bin. Qi Gong, Yoga, Pilates und Meditation waren neben funktionellem Training der rote Faden meines Trainer-Daseins und ich habe über die Jahre festgestellt, wie sehr sich diese Methoden als Basis jeglichen Trainings und jeglicher persönlichen Entwicklung bewährt haben. 

 

Leider musste ich feststellen, dass je mehr das Interesse an solchen Übungsmethoden wuchs, je breiter der westliche Markt und Ansatz wurde, desto öfter machte es den Anschein, dass Pilates und Yoga als bessere Fitnesseinheiten verstanden werden. Der Trend unserer leistungsorientierten Gesellschaft machte, meines Erachtens nach, auch vor jenen Bereichen nicht Halt, die größtenteils die Umkehr in die Stille, Selbstwahrnehmung und Rückbesinnung forcieren.

 

Um nicht falsch verstanden zu werden, Yoga bietet ein sehr breites Spektrum. Es gibt so viele unterschiedliche Ansätze, wie es Übungen und Lehrer gibt... Dabei spielt Ausgewogenheit und Balance eine große Rolle, die wir in der Metapher des Yin und Yang oder der Elementelehre wiederfinden. Stille kann Aktivität hervorbringen, sowie Aktivität in die Stille führen kann.

 

Dennoch wurde, meines Befindens nach, Yoga (wie vieles andere auch) mit wachsendem Bekanntheitsgrad immer mehr zum Label, und auch wenn es unzählige Lehrer gibt, die mit höchster Hingabe und Liebe unterrichten, unterliegt der Begriff einer gewissen Erwartungshaltung, von der wir uns heute gerne lösen dürfen, um uns wieder absichtslos darauf rückzubesinnen, worum es eigentlich geht.

 

Natürlich hat jeder seine eigenen Vorstellungen, Absichten und Ziele für die persönliche Praxis. Ich möchte euch im Folgenden einen von vielen Aspekten meiner Wahrnehmung zu einer möglichen Entwicklung, mit diesen uralten, fernöstlichen Heilmethoden erzählen, die ich vor einigen Jahren dokumentiert habe und die sich im Laufe der Zeit sicher wieder verändert, mich wohl aber auch zum Ausgangspunkt und zur Einfachheit (zu den Wurzeln und Anfängen aus Neugierde und Hingabe) zurückgeführt hat:

 

 

Erfahrungsbericht einer Yogalehrerin

 

 

Als ich mit meiner Yoga Praxis begann, entwickelte sich diese kontinuierlich zu einer immer tiefer werdenden spirituellen Erfahrung und liebevollen Hingabe an mich selbst. Ich erarbeitete mir sorgfältig diverse Übungen in der Akzeptanz meiner eigenen Grenzen. Vielmehr als ein Anstreben artistischer Ziele war das Empfinden meiner selbst als Teil einer tiefen Wahrheit und Hingabe an das Leben selbst. Ich empfand diese Zeit auf der Matte als Liebeserklärung an meinen Körper, entdeckte mich und mein eigenes Empfinden auf eine liebevolle Art und Weise.

 

Nach und nach wuchs dieses Interesse an dem sogenannten „Yoga“ (und v.a. auch Pilates) welches zu jener Zeit größtenteils meiner Intuition und Eigenerfahrung entsprungen, sich doch immer wieder durch fachliche Anleitungen und Übungspraktiken als „bereits vorhanden“ bestätigte.

 

Ich begann dieses mir innegewordene Gefühl tiefer Freude zu vermitteln, indem ich Kurse leitete und die Menschen dadurch wieder näher an sich selbst heranführen konnte.

 


Auf jenem Weg als Trainerin wurde ich mit verschiedensten Erfahrungen konfrontiert. Je empfänglicher ich wurde für jene Geschehen, die sich in mir und um mich herum abspielen, desto empfänglicher wurde ich auch für jene, die sich in meinen Kursteilnehmern abspielten. So machte ich unter anderem die Erfahrung , dass mit dem zunehmenden Bekanntheitsgrad und medialen Interesse an Yoga auch die Erwartungshaltung an diese jahrtausenden alten Übungen gestiegen sind (und natürlich ich die Erwartungshaltung an mich als Trainerin/ von mir selbst und anderen).

 

Ich absolvierte eine Ausbildung im Bereich Vinyasa und musste feststellen, dass ich meine eigene Art des Übens nicht mehr als „ausreichend“ empfand. Ich begann mich nach allgemeinen Vorstellungen zu richten und so spiegelte sich diese innere Unsicherheit im Außen, wenn mich Teilnehmer darauf ansprachen „Ihre Yogastunde im Fitnesscenter wäre doch viel intensiver.“

 

Dabei ist das höhere Ziel im Yoga doch einen unruhigen Geist zu bändigen, sich selbst über das Üben zu entdecken, und wie ich merkte, hat jeder dazu seine eigene Form der Praxis. Viele brauchen diese Intensität und das Fließen des Vinyasa oder Ashtanga Yogas um dann in Savasana entspannen zu können. Anderen fällt es leicht sich von Anbeginn der Stunde im sanften Rhythmus ihres Atems völlig den Übungen hinzugeben, mehr im Sinne des Yin Yogas, wo wir lernen über die Entspannung die Anspannung loszulassen und weniger über die Anspannung in die Entspannung zu kommen. Das bedeutet nicht das das ein oder andere besser oder schlechter sein mag. Jeder sollte seinen eigenen Yoga Weg finden, sich jedoch auch öffnen für eine andere Erfahrung des "Zu sich kommens".

 

Im Yoga versuchen wir die Sinne von der Außenwelt gänzlich nach innen zu richten. Dabei bedarf es manchmal einer intensiven Praxis, um erst diese Verbindung zum Körper herzustellen. Die Frage des jeweiligen Effektes einer Yogapraxis hängt nun vielmehr mit unserer Einstellung zusammen als mit den jeweiligen Asanas selbst, bzw. bedingt das eine auch das andere. In unserer stetig schneller werdenden aber auch meist körperlich unausgelasteten Gesellschaft sehnen sich viele nach einer fließenden, kraftvollen Praxis. Diese Kraft möchte dann ausgehend vom Geist nach unten gelenkt werden in unser Körperzentrum, von welchem aus sich neue Kreativität entfalten darf und umgekehrt.

 

 

So wie wir leben üben wir…

 

 

Fundamental ist wie wir uns die eigene Übungspraxis einrichten. So ist die achtsame Vorbereitung auf das Üben schon Teil der Übung selbst. Kommen wir gestresst aus Alltagssituationen nehmen wir diese Belastungen oft mit auf die Yogamatte und der Einstieg fällt uns nicht immer leicht. Viele Menschen übertragen ihre „Geschäftigkeit“ in ihre Freizeit und so suchen sich oftmals Menschen mit sehr intensiven Arbeitstätigkeiten, wie im Managementbereich, Freizeitaktivitäten, die dieses Leistungsmuster weiter in sich tragen, wie bspw. Beim Marathonlauf. Doch nicht nur im Laufen lassen sich diese westlicheen Angewohnheiten erkennen, sondern auch im Yoga.

 

Leistungsdruck, Erwartungshaltungen und Vorurteile sind Teil unseres Menschseins und lassen sich selbst in den Yogastunden oftmals erkennen. Begegnet man einem Läufer mit angespannter Stirn und ernstem Gesichtsausdruck spiegelt sich dieser übertriebene Eifer im Stil seiner sportlichen Aktivität. Im Westen neigen wir sehr stark dazu uns große Ziele zu setzen, wir üben Asanas um diverse Haltungen einnehmen zu können, weil andere sie uns vormachen oder in Aussicht diese möglichst bald, möglichst schön ausführen zu können.

 

Doch Yoga ist ein Weg, der uns kontinuierlich begeleiten und zur schönen Gewohnheit werden kann, indem er langsam wächst. Spürt man während der Praxis ganz bewusst in sich hinein, so gibt der Körper einem eindeutige Signale. Dann wären Artikel wie „Verletzungen beim Yoga“ überflüssig.

 

 

In Zeiten, in denen sich viele von uns so stark von der eigenen Intuition abgekapselt haben, ist es natürlich hilfreich und ein guter Weg sich von außen zeigen zu lassen, wie wir uns selbst helfen können. Wichtig ist dann jedoch diesen Weg nach innen zu beschreiten und sich selbst eingehend damit auseinanderzusetzen. Sich Zeit zu nehmen für die eigene Übungspraxis und die eigenen Erfahrungen.

 

 

Üben wir dann in Liebe, aus Freude und Hingabe, so macht sich dies in einem sanften Wohlgefühl bemerkbar, das den ganzen Körper durchströmt. Üben wir kraftvoll, wird sich unser Focus ändern und wir bestimmter durchs Leben gehen. Üben wir jedoch angespannt mit übertriebener Willenskraft und Zielsetzung, lassen sich die positiven Effekte des Yogas jedoch auch leicht verfehlen.

 

 

So unterliegt es einem jedem selbst den Weg einzuschlagen, den er für richtig und angenehm hält. Dieser Weg mag sich im Laufe der Zeit ändern, vom kraftvollen hin zum weichen, vom weichen hin zum Kraftvollen oder im Fließenden Wechsel. Mehr und mehr sollten wir uns dann unserem eigenen Körpergefühl zuwenden und wenn wir müde sind die Ashtanga Stunde mal durch eine sanfte Yin Yoga Stunde ersetzen und umgekehrt.

 

Jahre später...

Irgendwann wollte ich keine Trainerin mehr sein. Neben meiner Tätigkeit als "Lehrerin", die befriedigend und herausfordernd zu gleich war, war ich doch auch die "Schülerin", die ebenso mit jeder neuen Erfahrung dazulernte. Das scheinbare Podest, die scheinbare "Hierarchie" zwischen Trainer und Teilnehmer wuchs mit der steigenden Anzahl an Kursen, obwohl ich immer mein Bestes versuchte, den Teilnehmern auf Augenhöhe zu begegnen. Aber es war eine Art der Erwartungshaltung an die Trainerin, die die Übenden fast von ihrem eigenen Tun befreien sollte, als sollte ich am besten "für sie" üben.

 

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich habe so viele wunderschöne zwischenmenschliche Erfahrungen gemacht und meine Erfüllung im "Trainer-Dasein" gefunden. Dennoch fehlte mir ein gewisser Grad an Eigenverantwortung seitens der Übenden, sowie mein eigener Zugang zu jener Intuition, die mich am Anfang erfolgreich geführt hatte.

 

 

 

 

Alles Liebe